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Vorsorgeuntersuchung/ Check-Up: Wer wann zum Arzt sollte

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Untersuchung Arzt Stethoskop
Alle drei Jahre ist jeder, der gesetzlich krankenversichert ist, zum Check-up 35 beim Hausarzt eingeladen.

Für gesetzlich Versicherte sind regelmäßige Untersuchungen zur Früherkennung von Krankheiten klar definiert. Wer wann zum Arzt sollte – und warum.

Wer rheumatoide Arthritis (RA) hat, bei dem erhöht sich der aktuellen Studienlage zufolge das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um den Faktor 1,5. Auch bei Psoriasis-Arthritis und Morbus Bechterew gibt es Hinweise auf ein höheres Herz-Kreislauf-Risiko. Darum rät Dr. Marc Schmalzing, Rheumatologe und Immunologe am Universitätsklinikum Würzburg, den Termin zum Check-up 35 nie zu versäumen. „Was für die Allgemeinbevölkerung gilt, sollten Menschen mit rheumatischen Erkrankungen besonders ernst nehmen“, zeigt seine Erfahrung.

Alle drei Jahre ist jeder, der gesetzlich krankenversichert ist, zum Check-up 35 beim Hausarzt eingeladen. Zum Screening gehören ein ausführliches Anamnesegespräch, die Blutdruckmessung sowie je ein Urin- und Bluttest. „Dabei sind vor allem die Blutfettbestimmung, die Triglyceride sowie das Cholesterin, aufgeschlüsselt in HDL und LDL, wichtig“, betont Dr. Schmalzing. „Aus allen Ergebnissen berechnet man dann einen Wert, der das Risiko dafür angibt, dass dieser Patient in der nächsten Zeit eine kardiovaskuläre Erkrankung bekommt oder sogar daran verstirbt.“

Dem Ernstfall beugen moderne Therapien zum Glück allermeistens vor. Schmalzing rät zum Mitdenken: „Wichtig ist, dass Patienten mit rheumatischen Erkrankungen ihren Hausarzt von sich aus auf den Checkup ansprechen, wenn sie gerade dort sind, denn das höhere kardiovaskuläre Risiko kann schon mal unter den Tisch fallen.“ Je nach Risiko können auch kürzere Intervalle zwischen den Untersuchungen – etwa sechs oder zwölf Monate – sinnvoll sein und die Krankenkasse übernimmt die Kosten hierfür meistens auch.

Klassiker von Zähnen bis Zervix

Bei den Begriffen Screening, Früherkennung oder Check-up denken die meisten erst mal nicht an den Zahnarzt. Dabei ist die zahnärztliche Vorsorgeuntersuchung – für Jung und Alt zweimal im Jahr eine Kassenleistung – ein großer Erfolg. Zusätzlich von den Kassen übernommen wird alle zwei Jahre die Ermittlung des Parodontalen Screening-Indexes (PSI), eine Untersuchung auf Parodontitis. „Wir wissen, dass Menschen mit RA und Parodontitis eine erhöhte Krankheitsaktivität haben und schlechter auf ihre Medikamente ansprechen“, betont Dr. Marc Schmalzing. Das Bakterium Porphyromonas gingivalis, das in den Zahnfleischtaschen von Parodontitispatienten zu finden ist, fördert Studien zufolge gleichzeitig die Bildung der Autoantikörper bei RA.

Ohne beziehungsweise mit erfolgreich behandelter Parodontitis behalten Patienten nicht nur wahrscheinlicher ihre Zähne, sondern bleiben auch insgesamt stabiler. Menschen mit bestimmten rheumatischen Erkrankungen haben für Krebserkrankungen ein erhöhtes Risiko – durch die Grunderkrankung selbst, die Therapien oder die Kombination beider. Ständig zu allen möglichen Check-ups zu gehen, würde allerdings viele falsch-positive Befunde sowie unnötige Therapien von Tumoren, die die Lebenserwartung nicht beeinträchtigen, nach sich ziehen. Insgesamt, meint der Experte, sollten Patienten sich nicht verunsichern lassen. „Das Krebsrisiko ist im Vergleich zu von Rheuma nicht Betroffenen nicht wesentlich höher, Panik nicht angebracht. Ich rate dazu, die empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen nach Plan zu machen, gerade auch die auf Haut-, Gebärmutterhals-, Brust-, Darm- und Prostatakrebs.“

Ratgeber und Info-Material

 

Schmalzing nennt Ausnahmen, bei denen es sich lohnen könnte, genauer hinzusehen: Weil bei systemischem Lupus erythematodes das Risiko für Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) zunimmt, sollten Patientinnen gegebenenfalls häufiger als einmal pro Jahr zur gynäkologischen Vorsorgeuntersuchung. Das Hautkrebsrisiko, bei rheumatisch-entzündlicher Erkrankung ausgeprägter als in der Allgemeinbevölkerung, lässt sich durch konsequente Beobachtung von Leberflecken und durch die rasche Untersuchung aller Auffälligkeiten eingrenzen.

Screening auf Osteoporose

Für viele Menschen mit rheumatischen Erkrankungen ist ein Screening auf Osteoporose mittels Knochendichtemessung sinnvoll, betont Schmalzing. „Ich empfehle mindestens alle zwei Jahre, bei Risikopatienten unter Langzeit-Glukokortikoiden sogar jährlich eine DXA-Messung.“ DXA ist die Kurzform für Dual Energy X-Ray Absorptiometry. Das entspricht auch der Leitlinienempfehlung des Dachverbandes Osteologie (DVO) e. V. „Die positive Message für alle mit Osteoporose ist: Wir haben zunehmend Möglichkeiten, die Knochendichte positiv zu beeinflussen, und wissen inzwischen auch, was gut verträglich ist.“

Es ist allerdings noch immer sehr schwer, die gesetzlichen Krankenkassen zur Kostenübernahme zu bewegen, obwohl mit jedem Knochenbruch, der auf eine Osteoporose zurückgeht, die Lebensqualität der Patienten drastisch sinkt und das Sterberisiko steigt. Zur wichtigen Vorsorge zählt Schmalzing auch den Impfstatus – allgemein gesehen, aber erst recht mit chronischen Erkrankungen.

Impfungen mit Totimpfstoffen

„Die empfohlenen Impfungen mit Totimpfstoffen sind sicher, sehr effektiv und bringen auch bei Immungeschwächten kein erhöhtes Risiko mit sich. Es gibt auch keine Hinweise darauf, dass durch Impfungen Schübe ausgelöst werden“, merkt er an. Menschen mit rheumatischen Erkrankungen legt Schmalzing zusätzlich zur Grundimmunisierung die Impfung gegen die saisonale Influenza, gegen Pneumokokken und im Alter ab 50 Jahren auch gegen Herpes zoster (Auslöser der Gürtelrose) ans Herz. Mädchen und junge Frauen sollten zudem an die Impfung gegen potenziell krebsauslösende humane Papillomaviren (HPV) denken.

Wer denkt beim Thema Screening direkt an psychische Erkrankungen? Unter schwer und chronisch Kranken sind Depressionen und Angststörungen verbreiteter als in der Allgemeinbevölkerung, gibt Dr. Marc Schmalzing zu bedenken. „Wir gehen davon aus, dass 30 bis 50 Prozent der Patienten mit RA irgendwann eine behandlungsbedürftige psychiatrische Erkrankung haben.“ Um sie schnell zu identifizieren und ihnen zu helfen, hat eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe Fragebögen entwickelt und validiert. In neun Fragen ermittelt der Fragebogen PHQ-9, wie ausgeprägt die Symptome einer Depression bei den Patienten aktuell sind. Die Kurzfassung PHQ-2 ist niederschwelliger, klammert das Thema Selbstmordgedanken aus, kann aber ebenfalls Hinweise darauf geben, ob intensivere Gespräche oder die Überweisung zum Psychiater angebracht sind. Eine offizielle Screeningempfehlung gibt es dazu aber noch nicht.

Tests für die Tonne

An Menschen mit rheumatischen Erkrankungen werden – vor allem, wenn sie privatversichert sind – immer wieder Untersuchungen herangetragen, die für ihre Behandlung und den Krankheitsverlauf keinerlei Konsequenzen haben. Daher rät Dr. Marc Schmalzing an dieser Stelle zur Vorsicht. „Abzuraten ist zum Beispiel vom unkritischen Einsatz von Tumormarkern, die wenig aussagekräftig sind“, merkt er an. „Das bekannteste Beispiel ist wohl der PSA-Wert bei Männern, der auf Prostatakrebs hinweisen kann. Das haben wir früher oft gemacht, doch es gab so viele falsch-positive Befunde, dass wir das jetzt kritischer sehen.“ Wenn ein Patient die Untersuchung dennoch will, sollte er sich vom Urologen die möglichen Folgen genau erklären lassen und im Idealfall für den Test gleich einen Experten suchen, der gegebenenfalls auch die weitere Diagnostik, wie etwa Biopsien, durchführen kann.

Autorin: Petra Plaum

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