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Operation: Die Therapie der rheumatischen Schulter

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Operation
Ist die Knorpelschicht in der Schulter noch intakt, kann die Synovialektomie helfen. Darunter versteht man die operative Entfernung der entzündeten Gelenkinnenhaut.

Wenn die Schulter Probleme bereitet, können operative Eingriffe helfen. Ein Überblick

Mindestens jede zweite Patientin beziehungsweise jeder zweite Patient mit einer rheumatischen Erkrankung wird im Verlauf seiner Krankheitsgeschichte Probleme an der Schulter bekommen.

Allerdings treten Schmerzen und Bewegungseinschränkung erst im weiteren Verlauf auf und spielen zu Beginn meist eine untergeordnete Rolle: Bei juveniler idiopathischer Arthritis oder rheumatoider Arthritis ist die Schulter häufig zwar geschwollen und die krankheitsbedingten Zerstörungen durch die Entzündung nehmen ihren Lauf.

Doch am Anfang funktioniert die Schulter trotzdem noch recht gut, weshalb viele Betroffenen zu spät auf die Beteiligung der Schulter aufmerksam werden.

Wenn der Knorpel schwindet

Oft zeigen sich die Probleme erst, wenn bereits erste degenerative Prozesse erfolgt sind – zum Beispiel der Abbau von Gelenkknorpel und die Ausdünnung der wichtigen Muskel-Sehnen-Platte, die den Oberarmkopf umgibt und als wichtiger Bestandteil des Bewegungsapparates der Schulter fungiert (Rotatorenmanschette). Viele Beschwerden treten erst dann in Erscheinung.

Eine frühe Diagnose der Mitbeteiligung ist aber entscheidend für den weiteren Verlauf. Deswegen ist eine frühzeitige Erkennung über eine Ultraschalluntersuchung (Sonografie oder Powerdoppler) oder Magnetresonanztomografie (MRT) wegweisend. Diese bildgebenden Verfahren offenbaren die zerstörerischen Prozesse schon, noch bevor sich Beschwerden bemerkbar machen.

Im Gegensatz dazu eignen sich Röntgenbilder nur schlecht als Instrument zur frühen Diagnose, denn in ihnen zeigen sich erst mindestens mittelgradige Defekte – zu spät für die Früherkennung und frühe Behandlung! Ist die Knorpelschicht in der Schulter noch intakt, kann die Synovialektomie helfen. Darunter versteht man die operative Entfernung der entzündeten Gelenkinnenhaut.  Sie ist vor allem erfolgreich, wenn die Schulter sich als „rebellisches Gelenk“ entpuppt, also nicht oder nur teilweise auf die Basistherapie mit MTX, Biologika oder ähnlichen Medikamenten anspricht.

So bleibt das Gelenk erhalten

Der Erfolg einer Synovialektomie hängt in erster Linie von der Unversehrtheit des Knorpels oder der Beschaffenheit der Sehnen ab. Ist der Knorpelbelag durch die Entzündung schon geschädigt, ist diese Vorgehensweise allerdings deutlich weniger wirksam. Die Synovialektomie als gelenk- oder sehnenerhaltende Operation ist in der operativen Rheumatologie seit über 30 Jahren ein etabliertes Verfahren.

Neben den offenen Techniken haben sich an den großen Gelenken wie Knie, Schulter oder Sprunggelenk die geschlossenen (transarthroskopischen) Verfahren als gleichwertig erwiesen und werden heute bevorzugt. Dabei setzt der Chirurg nur kurze Hautschnitte und führt über Sonden eine kleine Kamera und Spezialinstrumente in das Gelenk ein.

So wird weniger Gewebe verletzt, was zu kleineren Narben und weniger Bindegewebsbildung (Fibrosierung) führt. Patientinnen und Patienten sind meist offen für diese schonende Vorgehensweise. Auch wenn es sich bei der Synovialektomie um ein altes Verfahren handelt, hat dieser Eingriff seinen Stellenwert und wird zum Beispiel von der Kommission für Qualitätssicherung in der Rheumatologie empfohlen.

"Viele nehmen erste Symptome an der Schulter nicht wahr"

Probleme mit der Schulter werden oft erst spät erkannt. Physiotherapeut Mariusz Wachala erklärt im Interview, warum das so ist und worauf man achten sollte.

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Der richtige Zeitpunkt

Wann ist der richtige Zeitpunkt für diesen Eingriff? Zunächst sollte die Patientin oder der Patient für drei Monate eine Basistherapie erhalten, zum Beispiel mit MTX. Ist ein etwaiger Erguss in der Schulter dann nicht verschwunden und zeigt sich weiterhin eine Entzündung an der Gelenkinnenhaut, sollte man über eine gelenk- oder sehnenerhaltende Therapie entscheiden. Ziel ist es, die Schmerzen dauerhaft zu senken, die Funktion der Schulter zu erhalten und vor allem die wichtigen Strukturen im Schultergelenk zu schützen, besonders die Knorpelschicht und die gesunde Rotatorenmanschette.

Entfernt der Chirurg die entzündete Gelenkinnenhaut, kann das den Zerstörungsprozess an den Gelenken und Sehnen eindämmen. Medikamente können im Anschluss wieder besser wirken: Zunächst bildet sich eine neue Synovialmembran, an der antientzündliche Medikamente besser wirken können. Mediziner nennen dies „Reset-Tasten-Phänomen“, weil die Entzündung praktisch auf Anfang gesetzt wird.

Minimalinvasiver Eingriff

Über eine spezielle sogenannte Portaltechnik kann der Chirurg sämtliche Gelenkbereiche der Schulter gut einsehen und über unterschiedliche Verfahren die Gelenkinnenhaut entfernen, mit einem Laser eine Wärmebehandlung durchführen oder Teile durch Erhitzen veröden.

Oft ist es möglich, den Eingriff unter regionaler Betäubung durchzuführen. Meist kommt zudem ein  intravenöses Narkosemittel wie Propofol zum Einsatz. Gegen die Schmerzen nach dem Eingriff bekommen Patientinnen und Patienten meist einen Katheter. Auf diese Weise ist es möglich, das Gelenk früh wieder zu bewegen. Häufig kommt dabei CPM zum Einsatz, das steht für Continuous Passiv Motion. Dabei handelt es sich um eine weltweit etablierte Therapieform, die mithilfe motorisierter Bewegungsschienen für alle größeren Gelenke und Gliedmaßen betrieben wird. 

Youtube-Vortrag "Rheuma und Operationen" von Dr. Hauke Heintz

Ein Teil des Gelenks ersetzen 

Der Goldstandard beim Gelenkersatz bei der rheumatischen Schulter ist die sogenannte Hemiarthroplastik. Dabei wird nur ein Teil des zerstörten Gelenks ersetzt (von dem griechischen Wort hemi für halb). Voraussetzung dafür ist, dass die sogenannten Wachstumsfugen geschlossen sind, also das Körperwachstum abgeschlossen ist und das Gelenk erhebliche Schäden aufweist. Ärzte teilen die Gelenkzerstörung auf einer Skala von 0 bis 5 ein, wobei 0 ein gesundes Gelenk darstellt und der Wert 5 für ein zerstörtes Gelenk steht. Eine Hemiarthroplastik kommt erst ab einem Skalenwert von 4 oder 5 infrage.

Die meisten Rheumabetroffenen erhalten diese Art von künstlichem Teilgelenk, wenn ihre Rotatorenmanschette noch gut erhalten ist. Dann kann der Chirurg zum Beispiel einen künstlichen Oberarmkopf einsetzen, was Ruhe-, Bewegungs- und Belastungsschmerzen gut beeinflusst.

Ärzte greifen gern zu diesem Ersatz, weil eine Totalendoprothese die Gefahr einer Lockerung der Gelenkpfanne birgt. Dies passiert in bis zu einem Drittel der Fälle. Allerdings ist die Verbesserung der Beweglichkeit bei einem ersetzten Oberarmkopf etwas geringer als bei einer Totalendoprothese. Bei der Schmerzbefreiung werden jedoch sehr gute Erfolge erzielt. Außerdem ist der Erhalt der Rotatorenmanschette wegweisend für den Bewegungsumfang.

Das umgedrehte Kunstgelenk

Bei sogenannten Cuff-Defekten verlagert sich der Oberarmkopf nach oben in Richtung Schulterdach. Schuld ist oft ein großer Riss in der Supraspinatussehne. In diesem Fall greift der Chirurg zu inversen Schultergelenksendoprothesen. „Invers“ bedeutet „umgekehrt“: Normalerweise trägt die Schulter die Gelenkpfanne und der Oberarm den Gelenkkopf. Diese natürlichen Positionen werden bei der inversen Prothese vertauscht: Die Schulter trägt einen künstlichen Gelenkkopf, während der Oberarm die Pfanne erhält. Das führt dazu, dass der Deltamuskel auch ohne intakte Rotatorenmanschette die Schulter besser bewegen kann.

Mögliche Revisionsoperationen sind bei diesem Eingriff einfacher durchzuführen. Inverse Endoprothesen werden zurzeit häufiger eingesetzt, ihr Erfolg ist zumindest mittelfristig beachtlich. Man kann auch eine inverse Schulterprothese einsetzen, obwohl die Rotatorenmanschette intakt ist, um diese zu erhalten – denn bei der Teilendoprothese wird häufig die Supraspinatussehne angegriffen. 

Autor: Dr. Martin Arbogast ist Orthopäde in der Abteilung für Rheumaorthopädie und Handchirurgie der Klinik Oberammergau, Zentrum für Rheumatologie, Orthopädie und Schmerztherapie.

Dieser Text erschien zuerst in der Mitgliederzeitschrift "mobil", Ausgabe 5-2022. Sechs Mal im Jahr erhalten Mitglieder der Deutschen Rheuma-Liga die Zeitschrift kostenlos direkt nach Hause (jetzt Mitglied werden).

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